Sujet Allemand LV2 Epreuve n° 2 BCE 2006

Cette épreuve intervient à 60% dans la note globale.

Attention : d’après l’état actuel de la réforme de l’orthographe en Allemagne, les deux orthographes sont provisoirement admises.

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Dunkle deutsche Seele

Nicht wenige Intellektuelle hierzulande werden von einem « Deutschland im Herbst » – Syndrom geplagt. Das ist auch ein Erbe der 68er-Generation, die nach wie vor einen starken Einfluss auf die Meinungsbildung in Deutschland hat. Nicht die berechtigte und in den sechziger Jahren längst überfällige kritische Aufarbeitung der Geschichte steht hier zur Disposition. Wohl aber die Verdunkelung der Gegenwart, die mehr das Ergebnis eines Seelenzustandes denn einer auf Reflexion beruhenden Haltung ist.

Dabei hat sich der Himmel über Deutschland weitaus mehr aufgeklärt als viele es wahrhaben wollen. Wir haben ein friedlich wiedervereintes Deutschland inmitten von Europa. Wer hätte 1945 gedacht, dass die Dinge sich so entwickeln würden, dass auf dem Boden des zerstörten, schuldbeladenen Deutschland ein angesehenes, offenes und demokratisches Land entstehen würde? Die junge Generation nimmt dieses « deutsche Wunder » durchaus wahr, und in den letzten Jahren ist auch ein lockereres Verhältnis zu sich selbst, zu Deutschland und zum Deutschsein zu beobachten.

Wie aber kommt es, dass dieses weltoffene, positive, in sich stabile Deutschlandbild so schwer zu vermitteln ist? Das Verhältnis von manchen Deutschen zum eigenen Land – nicht zufällig sind gerade unter ihnen viele Stimmungs- und Meinungsmacher – erinnert eben auch an jene, die mehrere gescheiterte Ehen hinter sich haben und nun dem Phänomen der Liebe distanziert gegenüberstehen. Angst vor dem Scheitern und Sehnsucht nach dem unerreichten Glück bilden dabei ein komplexes Geflecht.

Im 19. Jahrhundert keimte das Ideal der Vaterlandsliebe auf und wurde zum Humus des nationalen Empfindens. Zugleich wurde es verklärt, als in der Seele wurzelndes Gefüh1, das den Zusammenhalt der Bürger stärkt und das moderne, in weiten Teilen rational definierte Staatswesen festigt. Vaterlandsliebe wurde von der Ideologie des Nationalismus missbraucht und auf den Schlachtfeldern Europas begraben.

Die Liebe als vereinigende Kraft wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ins Private verlagert. „Make love, not war! », lautete die Devise, die jungen Generationen eine friedlichere und menschenwürdigere Welt versprach […].

Am Adenauer-Platz in Berlin steht ein unauffälliges Denkmal. Es zeigt einen alten Mann, der einen Hut in der Hand hält: Konrad Adenauer. Die Deutschen hätten allen Grund, stolz auf dieses Denkmal zu sein. Nicht nur, weil es sich um den ersten Kanzler der Bundesrepublik handelt, der zweifelsohne viel für das Nachkriegsdeutschland geleistet hat, sondern auch, weil dieses Denkmal in seiner Bescheidenheit auch und vor allem eines repräsentiert: den erfolgreichen Aufbau einer deutschen Demokratie nach mehreren erfolglosen Versuchen […].

Das Ausland schüttelt schon lange den Kopf über die Selbstzweifel der Deutschen. In keinem Land unterscheidet sich das Selbstbild so sehr vom Image im Ausland. Es ist eben ein Irrtum zu glauben, Deutschland würde immer noch so wahrgenommen, als sei Hitler noch an der Macht. Nein, große Teile der Welt nehmen die deutsche Nachkriegsgeschichte als Erfolgsgeschichte wahr, als eine unvergleichliche Aufbauleistung und das nicht nur im ökonomischen Sinne.

Nehmen wir Berlin, eine Hauptstadt, die in großen ökonomischen Schwierigkeiten steckt. Zugleich aber ist kaum eine andere Metropole auf der Welt so sicher wie Berlin. Zudem hat sich in den letzten Jahren hier eine Kulturszene etabliert, über die weltweit viel gesprochen wird. Und die deutsche Einheit? Es ist schier unglaublich, dass die Euphorie der ersten Stunde, die das historische Ereignis noch in seiner realistischen Dimension wahrnahm, heute verflogen ist. Fast über Nacht wurde Deutschland wieder vereint, ohne Blutvergießen. Dieses Ereignis war das zweite deutsche Wunder, nach dem Wiederaufbau im Westen […].

Doch nicht diese Tatsachen stehen in der Wahrnehmung der Deutschen im Vordergrund, sondern die hohe Arbeitslosigkeit und die Wirtschaftskrise […].

Es fehlt den Deutschen an Liebe zu ihrem Vaterland. Der Begriff Patriotismus wird zwar gern bemüht, allein es fehlt der Glaube daran. Die Deutschen wären vielleicht gern Patrioten. Weil sie es gern wären, sind sie es nicht. Es ist eben zu wenig, wenn sich das Deutschlandfieber ausschließlich auf das Fußballfeld beschränkt. In wichtigen politischen und sozialen Fragen versagt das deutsche Gefühl gänzlich […].

Zafer Senocak (Der türkischstämmige Publizist Zafer Senocak lebt in Berlin. Soeben erschien von ihm der Gedichtband « Übergang »)

Die Welt, 7. Oktober 2005

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1. Was kritisiert der Autor an den Deutschen?

2. Ist Ihrer Ansicht nach Patriotismus im heutigen Europa noch wichtig? Begründen Sie Ihre Meinung!