BCE 2006

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ESSAI LVI

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Deutschland und die Ostkonkurrenz

Trotz der jüngsten Ankündigungen neuer Jobverlagerungen ins Ausland haben Experten davor gewarnt, dies als Indiz für den Niedergang der deutschen Industrie zu werten. Die Zahl der tatsächlichen Verlagerungen werde stark überschätzt.
« Die Bedenken, dass die deutsche Industrie nach Osteuropa abwandert, sind unbegründet », sagte Dirk Schumacher von der Investmentbank Goldman Sachs. Dagegen spricht nach einer neuen Studie der Investmentbank, dass Deutschland als Standortvorteil vor allem seine Größe weiter ausspielen kann.
Verbandsvertreter der Elektroindustrie stuften die jetzt beschlossene Verlagerung von AEG–Produktionsstätten nach Italien und Osteuropa eher als Ausnahme ein. « Wir profitieren von unserem Netzwerk in Deutschland », sagte Werner Scholz, Spezialist für Hausgeräte beim Zentralverband der Elektroindustrie (ZVEI). Er gab sich zuversichtlich, dass im Inland auch künftig besonders komplizierte Haushaltsgeräte hergestellt werden.
Der Haushaltsgerätekonzern Elektrolux hatte zu Wochenanfang die Schließung des AEG–Werks in Nürnberg beschlossen, in dem Waschmaschinen und Geschirrspüler hergestellt werden. Dies hatte Befürchtungen verstärkt, dass die Industrie trotz derzeit anziehender Kon-junktur in Deutschland weiter Jobs abbauen wird. Als Grund wird dabei häufig die Konkurrenz aus Osteuropa genannt.

Enormer Wettbewerbsvorteil

Die Zahl der tatsächlichen Verlagerungen werde stark überschätzt, warnt dagegen Goldman–Sachs-Ökonom Schumacher. Die deutsche Industrie habe allein auf Grund ihrer Größe einen enormen Wettbewerbsvorteil. Ein Größenvorsprung von 100 Prozent führe etwa in der Auto-industrie zu einem Produktivitätsgewinn von 20 Prozent. Dies könne bereits einen Teil des Kostennachteils gegenüber Anbietern etwa in Osteuropa auffangen.
« Wenn es nur um die Lohnkosten ginge, sähe es schlecht aus », sagte Schumacher. Die ost-europäischen Lohnstückkosten betragen nur 70 Prozent der deutschen. « Investitionen sind aber von einer Reihe Faktoren abhängig », so Schumacher. Und hier stehe Deutschland vielfach besser da als die Osteuropäer.
Die Größe der Industrie ermögliche so genannte Skalenerträge: Bei steigender Produktions-menge fallen zum Beispiel die Fixkosten weniger ins Gewicht, die Herstellungskosten werden günstiger. Dazu könne es kommen, wenn ein Werk sehr groß ist, so Schumacher. Von Vorteil sei auch, wenn die Produzenten von Vorleistungsgütern in der Nähe angesiedelt sind. Dann profitierten die Hersteller von den kurzen Wegen und einer besseren Koordinierung.
Studien zeigten, dass diese Vorteile in der deutschen Industrie besonders groß seien. Bei den Maschinenbauern geht eine Erhöhung des Einsatzes von Arbeit, Kapital und Vorleistungs-gütern um ein Prozent mit einer Produktivitätssteigerung von 1,4 Prozent einher. « Ein Land kann höhere Löhne zahlen, wenn die Industrie groß genug ist », so die Goldman-Sachs-Experten.

25-mal größerer Wissensschatz

Je größer die Industrie sei, desto größer sei auch das angesammelte Fachwissen. Schumacher zufolge können die Deutschen auf einen Wissensschatz zurückgreifen, der 25-mal so groß ist wie in Tschechien.
Hinzu kommt: « Die vorhandene Infrastruktur oder bereits getätigte Investitionen spielen eine wichtige Rolle für die Firmen », sagte Schumacher. Für die Deutschen sei es daher wesentlich günstiger, Materialien zu transportieren. Auch könnten die meisten Unternehmen ihre bereits installierten Anlagen nicht ohne weiteres in Nachbarländer transportieren. Das spreche ebenfalls für einen Ausbau der Investitionen am Heimatstandort.
Nach Einschätzung der Goldman-Sachs-Experten wird oft auch unterschätzt, welche sonstigen Probleme ein Engagement im Ausland mit sich bringt. Studien ergaben, dass es Investoren alles in allem in Deutschland leichter haben als in den osteuropäischen Ländern. Die Weltbank hat die gesetzlichen Rahmenbedingungen in 155 Ländern untersucht. Deutsch-land kam auf Platz 19, die Slowakei, Tschechien, Ungarn und Polen lagen weit dahinter. « Die allgemeinen Geschäftsbedingungen für Unternehmen sind in Deutschland besser », sagte Schumacher.
Der Ökonom warnt allerdings auch davor, die Arbeitskosten ganz außer Acht zu lassen. Durch die Lohnzurückhaltung in den vergangenen Jahren konnte Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit ausbauen. Der Anteil am Welthandel sei im vergangenen Jahr um 1,3 Prozentpunkte auf 9,3 Prozent gestiegen. « Zudem muss die deutsche Industrie verstärkt höherwertige Produkte herstellen, um dem wachsenden Konkurrenzdruck standzuhalten », sagte Schumacher.

Elektroindustrie setzt auf deutsche Qualität

Nach der Schließung des AEG-Werks in Nürnberg haben Verbandsvertreter sich zuver-sichtlich gezeigt, dass die Branche am Standort Deutschland grundsätzlich festhalten wird. « Bei der Herstellung höherwertiger Produkte steht Deutschland immer noch an der Spitze », sagte Werner Scholz, Geschäftsführer des ZVEI-Hausgeräte-Fachverbands. Produkte, die bereits einige Jahre im Markt seien und den deutschen Ansprüchen nicht mehr genügten, würden zwar nach Osteuropa oder in andere Niedriglohnländer verlagert, sagte Scholz. « Ausgefeilte Produkte, wie etwa Energie sparende Haushaltsgeräte, werden aber weiter in Deutschland hergestellt werden. »
Überdies profitierten die Unternehmen von den bereits vorhandenen Strukturen. « Wenn Zulieferer auch aus Deutschland kommen und dieselbe Sprache sprechen, kann man Probleme schneller beheben », sagte Scholz. Zudem könnten die Hersteller von Vorleistungsgütern auf neue Ansprüche schneller reagieren. « Wir profitieren von unserem Netzwerk in Deutschland », sagte der Verbandsmann.

Christiane Karweil, Berlin
Financial Times Deutschland, 14.12.2005

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