„HILFE, DIE POLEN RETTEN UNS! “

Löcknitz’ Zukunft steht auf dem Schulhof: 20 kleine Mädchen und Jungen; gerade sind die polnische und deutsche Nationalhymne verklungen. Diese Kinder gehören zum deutsch-polnischen Kindergarten, den es in Löcknitz seit zwei Jahren gibt. Die kleine Gemeinde liegt im äußersten Nordosten Deutschlands, zehn Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Kaum ein Haus ist unbewohnt, Löcknitz ist ein saniertes Dorf. Und es wächst. Seit 2005 ziehen wieder mehr Menschen zu als weg, rund 3200 Einwohner sind es inzwischen. Es gibt eine Krippe, eine Kita, eine Grundschule, eine Realschule und ein deutsch-polnisches Gymnasium. Alles ausgebucht. „Wir sind ein Dorf mit städtischem Charakter“, sagt Bürgermeister Lothar Meistring.

Das wäre ohne die Polen nicht möglich gewesen. Denn sie sind es, die hier Land kaufen und Unternehmen gründen. „2004 ging es los“, sagt der Bürgermeister. Damals wurde Polen EU-Mitglied. Natürlich gab es auf beiden Seiten Bedenken: Die Deutschen fürchteten einen Ansturm polnischer Niedriglöhner; die Polen hatten Angst, dass die Deutschen ihr Land aufkaufen. Aber es ist ganz anders gekommen.

Lokalpolitiker haben früh erkannt, dass ein Zuzug von Polen eine Chance für ihre schrumpfenden Orte war. In Polen machten sie auf die Vorteile ihrer Gemeinden aufmerksam, sowohl in Zeitungen als auch in Fernsehspots. Sie warben mit günstigem Bauland, dem deutschen Steuer- und Sozialstaat und auch einem Begrüßungsgeld für jedes Neugeborene. Die neuen Einwohner aus Polen kamen, dazu EU-Fördermittel für die Grenzregion. „Anfangs kamen viele Abenteurer, die vor allem an Sozialleistungen und Kindergeld interessiert waren“, sagt Meistring.

Seit fünf oder sechs Jahren aber seien es junge Familien, Ärzte, Handwerker und Rentner. Der Zuzug sei stabil. Viele sprächen deutsch. Mittlerweile sind fast 8% der Menschen in Löcknitz Polen. Was zieht sie in die vorpommersche Provinz? Es gibt viele finanzielle Vorteile: Familien sparen die hohen polnischen Grundsteuern, bekommen deutsches Kindergeld, mehr als in Polen. Außerdem, so Meistring, würden die Polen deutsche Sauberkeit und Ordnung, die Verlässlichkeit der deutschen Behörden, die soziale Sicherheit, die deutsche Gründlichkeit schätzen. Deutschland gelte als „gelobtes Land“. Wenn dann in Kindergarten und Gymnasium auch polnisch gesprochen wird wie in Löcknitz, sei ein Umzug für Polen aus dem Grenzgebiet attraktiv.

Doch im „gelobten Land“ werden böse Kritiken laut, z.B. wird gegen die „Polen-Invasion“ und „kriminelle Ausländer“ gehetzt. In vielen Orten hängen Wahlplakate von der NPD. Diese Partei veranstaltet regelmäßig Demonstrationen vor Asylbewerberheimen in der Umgebung, gegen die „Polonisierung“. Das Gift trifft auf fruchtbaren Boden: Manche Deutsche kultivieren die alten Vorurteile gegenüber den Nachbarn. Sie betrachten Polen als laut, unordentlich, kriminell.

Alfons Heimer hingegen schwärmt von polnischer Gastfreundschaft, Kreativität und Bürgerlichkeit. Er ist Bürgermeister von Blankensee, einer kleinen Gemeinde nordöstlich von Löcknitz, die vor ein paar Jahren noch vom Aussterben bedroht war. Heimer spricht fließend polnisch. Dass heute 10% der Einwohner von Blankensee Polen sind, bezeichnet er als „Glück“: „Nur tolle Leute“. Die Bedenken auf deutscher Seite, sagt er, nähmen allmählich ab. „Wenn die von den Polen gekauften Häuser renoviert werden, während die von den Deutschen verfallen, ändern viele ihre Meinung.“

Von Heimers Begeisterung sind die meisten allerdings weit entfernt. Das liegt an der Mentalität, aber auch an der schlechten Wirtschaftslage auf beiden Seiten der Grenze. Die Arbeitslosigkeit in Löcknitz ist hoch, mehr als 15%. Und während die Polen ihre Chance in Deutschland suchen, bleiben die Deutschen in der Heimat. Polnisch können nur wenige, das Nachbarland bleibt ihnen fremd. Durch diese fehlende Offenheit würden Kleinunternehmen, wie selbständige Handwerker, viele potenzielle Kunden verlieren, sagt Heimer.

Die Bürgermeister setzen auf Zeit. Der polnische EU-Beitritt ist eben nur neun Jahre her. Eine offene Grenzregion entsteht gerade erst. Heimer glaubt, dass Löcknitz mit seinen vielen Bildungseinrichtungen die Veränderung fördern kann. Wenn erst einmal eine Generation 20-Jähriger zweisprachig aufgewachsen sei, sagt er, gebe es in den Köpfen keine Grenze mehr.

Nach einem Artikel von Till SCHWARZE

„Zeit online“, 19. September 2013

I. VERSION (sur 20 points)

Traduire le titre et les paragraphes 2 et 3, depuis: „Das wäre ohne die Polen nicht möglich gewesen…“ jusqu’à : „…die vor allem an Sozialleistungen und Kindergeld interessiert waren “, sagt Meistring.“

II. QUESTIONS (sur 40 points)

1. Question de compréhension du texte

Was zieht die Polen nach Deutschland und was bringen sie den deutschen Gemeinden? (100 mots + ou – 10%*; sur 10 points)

2. Question de compréhension du texte

Sind die Polen bei allen Deutschen willkommen? (100 mots + ou – 10%*; sur 10 points)

3. Question d’expression personnelle

Wie wichtig sind heute die Landesgrenzen zwischen den Staaten? (300 mots + ou – 10%*; sur 20 points)

*Le non-respect des normes sera sanctionné. (Indiquer le nombre de mots sur la copie après chaque question)

III. THÈME (sur 20 points)

Ursula von der Leyen intéresse beaucoup de monde en Allemagne. Il y a ceux qui l’admirent, la trouvent très belle et brillante, et il y a ceux qu’elle dérange. Les critiques les plus acerbes émanent souvent de l’Union chrétienne-démocrate dont elle est la vice-présidente.

Son père fut ministre-président de Basse-Saxe. De son enfance passée à Bruxelles elle a gardé un accent français parfait. Elle commença des études d’économie à Londres, ensuite elle enchaîna sur des études de médecine avant de suivre son mari en Californie. Le couple a sept enfants. Ursula von der Leyen a dit un jour qu’elle n’aurait jamais eu autant d’enfants s’ils n’avaient pas vécu aux Etats-Unis…

De retour en Allemagne, elle fait ses premiers pas en politique, se battant pour les femmes qui veulent concilier carrière et famille. Quand Angela Merkel devient chancelière en 2005, c’est à elle qu’elle confie le ministère des Affaires familiales.

D’après un article d’Yves CORNU

« Le Point », 05.09.2013 *

*(Ces références ne sont pas à traduire.)