Elvi 2016 LV1

ALLEMAND LVI

TRADUCTION DU FRANCAIS EN ALLEMAND

«Ma chère Rachel,

Pour le moment je suis donc dans l’incertitude complète de mon avenir.
J’aimerais bien savoir ce que tu deviens et si tes journées se déroulent encore selon le programme que je connais ou s’il y a quelque chose de changé. Dis-moi ce que tu fais, et ce que tu éprouves.

Pour moi, le séjour à Paris a eu les mêmes effets que d’habitude. J’ai le sentiment de quelque chose de parfait, d‘achevé, de définitif, qui me satisfait et en même temps j’ai une certaine inquiétude morale.

Mon meilleur souvenir à ta petite sœur. J’embrasse tes belles mains.

Ne m’oublie pas.

Pierre»

Elle lui a répondu, il a réécrit tout de suite.

«Ma grande fille,

Ta lettre m’a fait grand plaisir. Elle est si gentille. J’ai été heureux de retrouver ton parfum en regrettant qu’il ne s’y mêle pas celui de ta peau.
C’était une excellente chose de renouer de bonnes relations avec ton père. Il ne faut pas en rester là.

Continue de lui écrire, vois-le. Tu aurais dû appliquer les mêmes principes réalistes, et te faire largement rémunérer, au lieu de refuser de défiler pour cette maison de couture qui te le proposait. Pourquoi ne pouvais-tu pas ?»

Christine Angot, Un amour impossible. Flammarion. 2015

TRADUCTION DE L’ALLEMAND EN FRANÇAIS

Ganz gleich, ob die Sonne schien, neuer Schnee oder Regen fiel, wanderte er durch die freundlichen Gegenden vor den Alpen und kehrte erst am späten Abend in die Stadt zurück. Er aß kaum und hörte fast vollständig auf zu sprechen. Wenn Alicia ihn fragte, was er eigentlich vorhabe, sagte er Sätze wie: «Ich folge der Spur, die ich im Schnee hinterlasse» und lächelte.

Wegen dieses Lächelns vertraute sie ihm.

Mitte März begann der Frühling. Sven war stark abgemagert. Alicia bemerkte diese Veränderung erst jetzt, völlig unvorbereitet und mitten in der Nacht.

Sie erschrak derart über seine Magerkeit, dass sie beschloss, ihm heimlich auf einer seiner Wanderungen zu folgen, selbst wenn das einen Vertrauensbruch bedeutete. Von einer Freundin lieh sie sich Mantel und Sonnenbrille, damit er sie nicht erkannte. Als Sven zur Tür hinaus war, warf sie sich in die fremden Kleider und lief zur U-Bahn-Haltestelle. Sie stieg in denselben Waggon, allerdings am entgegengesetzten Ende. In Starnberg verließ Sven den Zug und ging zum See.

Alicia hielt ausreichend Abstand. so dass er sie nicht erkennen konnte, falls er sich umdrehte. Aber Sven drehte sich nicht um. Trotz oder wegen des riesigen Mantels, wirkte er zum Erbarmen dürr. Sie fragte sich, wie sie seine Verwandlung wochenlang hatte übersehen können, und fand keine Erklärung.

D’après Christoph Peters: Sven Hofestedt sucht Geld für Erleuchtung –
Geschichten, Luchterhand. 2013

Elvi 2016

ALLEMAND LV 1

EXPRESSION ECRITE

Hat Deutschland eine “Lügenpresse”?

Nach einer Umfrage des Forsa-Institutes stimmen 44 Prozent der Befragten ganz oder in Teilen zu, es gebe eine « Lügenpresse », wie es die Pegida-Bewegung behauptet. Medienexperten prüfen, was daran wahr sein könnte.

Medien in Deutschland würden «von ganz oben gesteuert» und daher «geschönte oder unzutreffende» Berichte verbreiten – dieser Meinung war beinahe jeder zweite der aktuell vom Meinungsforschungsinstitut Forsa repräsentativ ausgewählten rund 1000 befragten Bundesbürgern. Die Flüchtlingsbewegung beherrscht die Medienerstattung, gleichzeitig erleben die Deutschen das Thema “live” in der eigenen Umgebung. Seitdem ergeben sich offenbar deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung von Bürgern und der Darstellung von Journalisten. Ob es diese Differenzen wirklich gibt und wie groß sie inzwischen sind, beschäftigt Medienexperten bereits seit den Veröffentlichungen des früheren Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin, der die Integration von Zuwanderern in Deutschland als «gescheitert» bezeichnete. Der mediale Shitstorm, der sich über das SPD-Mitglied ergoss, war enorm. Das wiederholte sich infolge der Berichte über die islamkritische Pegida-Bewegung.

«Wir leben weit entfernt von einer Meinungsfreiheit», sagte Norbert Bolz, Kommunikationsforscher an der TU Berlin dazu im Rahmen eines Fernsehinterviews. Es sei eine Sache, immer gute Beispiele von sehr gut integrierten Migranten in der Presse zu zeigen. Aber zum vollständigen Bild gehöre auch, über negative Entwicklungen zu berichten. Das geschehe aber beim Thema Zuwanderung nicht immer und lasse den Verdacht von Manipulationen aufkommen. Viele Medien seien seinen Beobachtungen zufolge von einem linksintellektuellen Diskurs geprägt. «Ausgerechnet die, die früher für Aufklärung, Presse- und Meinungsfreiheit kämpften, sind heute die großen Tabumächte», beklagt Bolz. «Zur Meinungsfreiheit gehört aber vor allem der Respekt vor Andersdenkenden.» Den vermisse er häufig. Bolz wird von Praktikern aus der Branche bestätigt.

Nachdem er in seinem Internet-Blog über den russischen Präsidenten Putin schrieb, erfuhr der Publizist Roland Tichy eine Protestwelle von Putin-Anhängern. «Man versuchte, uns niederzuwalzen.» Viele Journalisten hätten angesichts solcher Mechanismen aufgehört, sich zu wehren. Das sei ein Fehler. Tichy, der erfahrene Diplom-Volkswirt, Chefredakteur mehrerer großer Wirtschaftspublikationen und heutiger Vorstandsvorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung, präsentierte auf einer Veranstaltung des Instituts noch weitere Beispiele zum Thema “Medien und Wahrheit”.« Die Grenzen zwischen Lügen, Verschweigen und Selbstzensur sind fließend.»

Beispiel Sebnitz: In dem sächsischen 8000-Einwohner-Ort, in dem Rechtsradikale immer wieder für Schlagzeilen sorgten, verunglückte der Sohn eines deutsch-irakischen Apotheker-Paares tödlich. Sofort hieß die Schlagzeile: «Neonazis ertränken Kind.» Die Wahrheit: Es handelte sich um einen Badeunfall nach einem Herzleiden des Jungen. Eine Zeitung, die über die wahren Umstände berichtete, schrieb dennoch sinngemäß: So, wie die Stimmung in Sebnitz sei, hätten aber Neonazis die Täter sein können.

Es geht in den Medien vor allem um die Wortwahl: Die BBC World meldete: «In Den Haag wurde der niederländische Politiker Geert Wilders vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen.» Die deutsche Tagesschau sprach in dem Zusammenhang vom “islamfeindlichen und rechtspopulistischen Politiker Geert Wilders”.
Deutsche Journalisten haben nach einem internationalen Vergleich der Ludwig-Erhard-Stiftung ein anderes Selbstverständnis als ihre Kollegen im Ausland. Tichy: «Sie sind Propheten einer Sache und sie kämpfen für etwas, statt über etwas zu berichten.»

Beispiel Worte und Bilder: Antifaschisten mit Knüppeln in der Hand hatten auf Polizisten eingeprügelt. In einer Bilderstrecke sah man aber nur Pegida-Demonstranten auf Polizisten zugehen.Tichy dazu:«Pegida-Anhänger “grölen” immer, die Gegenbewegung “ruft” nur.»

Beispiel Täterbeschreibungen: Per Gerichtsbeschluss sei Tichy verboten worden, den Namen eines Wirtschaftsbetrügers zu nennen, der nach einer verbüßten Haftstrafe wieder anfing, Anleger mit dubiosen Ölaktien zu gewinnen. «Hier erleben wir eine Spannung, in der Journalisten gezwungen sind, die Wahrheit nicht mehr zu sagen», klagt Tichy. Über die ethnische oder religiöse Zugehörigkeit von überführten und verurteilten Straftätern dürfe er als Journalist auch nur in Ausnahmefällen schreiben, so will es der Kodex des Presserates. «Ist das jetzt Schutz oder Zensur?» , fragt der Medienfachmann.

Mit der verstärkten Nutzung von Internetquellen und der Vernetzung in sozialen Medien könne das, was die Medien berichten, umgehend verglichen und ausgetauscht werden. Die Deutungshoheit der Journalisten sei vergangen, sagen viele der führenden Medienwissenschaftler. Vor allem Blogs offenbarten auch Gedanken, die nicht vom Mainstream der Hauptmedien abgedeckt würden. Das werfe verstärkt Zweifel auf, ob immer wahrheitsgemäß berichtet werde.

«Es ist auf jeden Fall zu einfach, den Vorwurf der „Lügenpresse“ in die rechtspopulistische Ecke abzutun.» So äußert sich Lutz Hachmeister, Kommunikationswissenschaftler und langjähriger Leiter des Adolf-Grimme-Instituts, im DW-Interview. Für den Vorwurf es gebe eine Grundlage: «Es gibt Eliteverflechtungen zwischen Journalismus, Politik und Industrie. Das fällt den Leuten natürlich auf. Die denken dann, diese Eliten hängen irgendwie zusammen, sind verflochten und verfilzt und informieren uns nicht korrekt, nicht unabhängig genug.» Lutz Hachmeister hat in seinen Publikationen immer wieder über diese Eliteverflechtungen geschrieben. (…)

Steuern die Eliten die Presse in Deutschland? «Das ist eine Verschwörungstheorie, die so nicht stimmt», meint Hachmeister, «aber es stellt sich schon die Frage, wann was berichtet wird und wann über Dinge erst mal nicht berichtet wird.» Das entscheide sich oft nach den bestehenden Verflechtungen der Medienhäuser mit den bestehenden Eliten. «Da merkt das Publikum schon, dass es weniger Unabhängigkeit gibt, als die Presse gern von sich behauptet», stellt Hachmeister fest. Seitdem sich die politischen Polaritäten abgeschliffen hätten, gebe es definitiv auch weniger “Gatekeeper” in den Medien, die bestimmte Berichte anordnen oder Tendenzen vorgeben würden, so Hachmeister.

Dennoch hielten schon vor einem Jahr in einer Umfrage des britischen Markt-und Meinungsforschungsinstituts Yougov 47 Prozent der befragten Deutschen die Berichte über den Ukraine-Konflikt für einseitig. Nur 40 Prozent glaubten an eine objektive und unabhängige deutsche Presse.

DW, 30. 10.2015

Répondez en ALLEMAND aux questions suivantes :
(250 mots environ pour chaque réponse).

1. Was ist Medienexperten zufolge gerechtfertigt am Vorwurf, Deutschland habe eine „Lügenpresse“?

2. Würden Sie der Aussage zustimmen, die “Lügenpresse”-Debatte sei symptomatisch für die aktuelle gesellschaftliche und politische Situation in Deutschland und Europa?